Eigentlich begeht man Jubiläen auf festliche Weise, weil es im
allgemeinen um einen erfreulichen Anlass geht. Eigentlich – im Fall
unseres Fördervereins „Patienten im Wachkoma“ verhält es sich doch
etwas anders. Das 25jährige Bestehen bietet vielmehr Anlass, Bilanz
zu ziehen und Perspektiven zu entwickeln.
Im September 1996 wurde unser Förderverein unter dem offiziellen
Namen „Förderverein für Patientinnen und Patienten im Wachkoma und
deren Angehörigen e.V. Fernwald“ gegründet. 5 Monate zuvor war
unsere Anneröder Mitbürgerin Edeltraud Hangg, 42 Jahre, Ehefrau und
Mutter zweier heranwachsender Kinder, voll im Leben stehend, infolge
eines hochgradigen Herzkammerflimmerns über Nacht ins Wachkoma
gefallen.
Aufgrund der Schwere der Erkrankung und wegen der zum weiteren
Lebensunterhalt notwendigen Berufstätigkeit des Ehemanns gab es nur
die Möglichkeit, die Patientin nach einem mehrwöchigen
Krankenhausaufenthalt in einer Spezialklinik in einem Gießener
Pflegeheim unterzubringen. Dies war und ist bis zum heutigen Tag
sehr kostenintensiv. Um mit dazu beizutragen, dass die Familie nicht
unverschuldet zum Sozialfall würde, beschlossen Freunde und Bekannte
auf Initiative des damaligen Gemeindepfarrers Rolf Klingmann den
ungewöhnlichen , aber durchaus erfolgreichen Weg der Gründung eines
lokalen Fördervereins. Für dessen notwendige Satzung gab es faktisch
kein Vorbild. Bis heute existiert in ganz Deutschland nur eine
Handvoll vergleichbarer Vereine.
Bis zum Jahresende 1996 hatten sich rund 200 Menschen, vornehmlich
aus Annerod, unserem „exotischen“ Verein angeschlossen. Von
seinerzeit 12 DM aufwärts konnte jedes Mitglied seinen eigenen
Beitrag festlegen. Neben dieser festen Summe als finanzielles
Fundament gab und gibt es noch zwei weitere Säulen, die Hilfe für
Betroffene möglich machen,
Im Laufe der Jahre ist, meist aus biologischen Gründen, die
Mitgliederzahl und parallel dazu auch die Spendenbereitschaft,
erheblich gesunken. Dennoch bilden die erzielten Einnahmen den
Grundstock, um weit über die Familie Hangg hinaus neben dem ideellen
Beistand gezielt materielle Hilfe leisten zu können.
Solche Hilfe umfasst regelmäßige anteilige Kostenübernahme für die
Unterbringungund für Medikamente und Hilfsmittel, die von der
jeweiligen Krankenkasse nicht übernommen werden. Darüber hinaus
wurden und werden, wie in den ersten Jahren für Edeltraud Hangg, die
Kosten für spezielle Reha – Maßnahmen außerhalb der stationären
Pflege getragen. Außerdem wurde die Anschaffung besonderer Geräte
wie Spezialrollstühle oder augengesteuerte Computer für
wiedererwachte Patienten unterstützt. Drei Jugendlichen bzw. jungen
Erwachsenen wurde und wird die Durchführung von Delfintherapien im
Ausland ermöglicht.
Mit 5000€ trugen wir im Oktober 2019 in Zusammenarbeit mit einer
Alsfelder Initiative dazu bei, dass der Familie einer fünfjährigen
Wachkomapatientin in Künzell bei Fulda ein behindertengerechtes Auto
übergeben werden konnte. Dadurch werden teilweise weite Fahrten zu
aufwendigen Therapien erheblich erleichtert.
Die gleiche Summe steuerten wir 2020 für eine 21jährige
Wachkomapatientin im Odenwald bei, um eine wichtige Therapie in Bad
Homburg, die von der Krankenkasse nicht finanziert wird,
weiterführen zu können.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnte unser im Grunde kleiner Verein die
beträchtliche Summe von rund 270000€ aufbringen, um gezielt Hilfe
bei einer Randgruppe von Schwerkranken und deren Angehörigen zu
leisten, Mitmenschen also, die häufig sowieso schon mit den Tücken
und Hindernissen von Bürokratie und Verwaltung kämpfen müssen.
Der achtköpfige Vorstand unseres Fördervereins, der gegenwärtig rund
150 Mitglieder zählt, wird sich auch weiter im Rahmen seiner
Möglichkeiten bemühen, Betroffene angesichts ihrer bedrängenden
Situation finanziell und ideell zu unterstützen.